Sunday 18 January 2009

gNewSense - das freie Ubuntu

gNewSense - das freie Ubuntu
Ein freies Ubuntu? Ist Ubuntu denn nicht schon frei?
Nein, Ubuntu [1] [http://www.ubuntu.com] ist nicht frei im Sinne der Free Software Foundation (FSF) [2] [http://www.fsf.org] (die Richtlinien, nach denen die Freiheit eines Betriebssystems von der FSF beurteilt wird, finden sich unter [3][http://www.gnu.org/philosophy/free-system-distribution-guidelines.html]). Hierzu einige Beispiele:

(1) Zwar lagert Ubuntu eifrig unfreie Software-Pakete in den Sektionen "restricted" und "multiverse" und bietet damit den Benutzern die Moeglichkeit, die Benutzung solcher Software zu vermeiden. Doch leider gelingt die Trennung nicht vollstaendig. Der von Ubuntu ausgelieferte Linux-Kernel enthaelt zum Beispiel das Modul "tg3", welches fuer die Verwendung von Netzwerkkarten der Firma Broadcom verwendet wird. Waehrend der Treiber selbst frei und unter der GPL lizenziert ist, benutzt er eine unfreie Firmware [4][http://www.broadcom.com/support/ethernet_nic/driver-sla.php?driver=570x-Linux]. Ein Auszug aus dem Quelltext:

/*
* tg3.c: Broadcom Tigon3 ethernet driver.
*
* Copyright (C) 2001, 2002, 2003, 2004 David S. Miller (davem@redhat.com)
* Copyright (C) 2001, 2002, 2003 Jeff Garzik (jgarzik@pobox.com)
* Copyright (C) 2004 Sun Microsystems Inc.
* Copyright (C) 2005-2007 Broadcom Corporation.
*
* Firmware is:
* Derived from proprietary unpublished source code,
* Copyright (C) 2000-2003 Broadcom Corporation.
*
* Permission is hereby granted for the distribution of this firmware
* data in hexadecimal or equivalent format, provided this copyright
* notice is accompanying it.
*/

Software, die von proprietaerem Quelltext ausgehend produziert wurde, ist nicht frei.
Der Ubuntu-Kernel wird jedoch in der Sektion "main" ausgeliefert. Ein weiteres Beispiel das Ubuntu-Paket "linux-firmware" in der Sektion "main", welches unfreie Software enthaelt (siehe hierzu die Fehlerberichte dieses Pakets auf [5][https://bugs.launchpad.net/~gnewsense]).

(2) Ubuntu erleichtert das Installieren unfreier Software, z.B. durch die Bereitstellung der Repositorien "restricted" und "multiverse" sowie durch eine graphische Oberflaeche zum Installieren proprietaerer Treiber (unter der Benutzeroberflaeche GNOME im Menu "System -> Administration").
Auch der Standard-Browser Firefox bietet die Installation unfreier Plugins an [6][http://www.gnu.org/software/gnuzilla/].
Dies sind Eigenschaften, die verhindern, dass Ubuntu frei im Sinne der FSF ist.

(3) Jahrelang ignorierten Debian und Ubuntu die Tatsache, dass X.org unfreie Software enthielt (Fehlerbericht von Debian:[7][http://bugs.debian.org/cgi-bin/bugreport.cgi?bug=211765], Entwicklerabstimmungen bei Debian ueber den Umgang mit unfreier Software: [8][http://www.debian.org/vote/2004/vote_002], [9][http://www.debian.org/vote/2006/vote_007], Fehlerbericht von Ubuntu (importiert von Debian): [10][https://bugs.launchpad.net/debian/+bug/6765/comments/8]).
Dank einer neuen Lizenz fuer die betroffene Software ist dieses Problem mittlerweile aber behoben [11][http://www.fsf.org/news/thank-you-sgi].


Das Projekt gNewSense [12] [http://www.gnewsense.org] hat es sich zum Ziel gesetzt, Ubuntu dahingehend zu modifizieren, dass es den Kriterien eines freien Betriebssystems im Sinne der FSF entspricht. Zu diesem Zweck programmierten die Gruender Brian Brazil und Paul O'Malley den sog. "Builder", eine Reihe von Skripten, die aus Ubuntu die unfreien Elemente entfernen. Mit Hilfe des Builders kann jeder Benutzer sich seine eigene freie GNU/Linux-Distribution bauen. Ein interessanter Spezialfall allerdings ist die bereits vorbereitete Distribution gNewSense, fuer die ISO-Images bereitstehen [13][http://www.gnewsense.org/Mirrors/Mirrors]. Die aktuelle Version gNewSense 2.1 basiert auf Ubuntu 8.04.1 und bringt daher fast identisches Look and Feel, wie die Screenshots auf [14][http://wiki.gnewsense.org/Screenshots/Screenshots] zeigen. Der Live-Modus erlaubt das Testen der Hardware - nicht unwichtig, denn durch das Entfernen unfreier Treiber koennen einige Hardware-Komponenten, die unter Ubuntu unterstuetzt werden, nicht betrieben werden. Aus dem Live-Modus heraus kann die Installation auf der Festplatte gestartet werden. Anleitungen und Hilfen zu Installation und Verwaltung des Systems sind auf [15][http://wiki.gnewsense.org/] zu finden.
gNewSense ist eines der Betriebssysteme, die von der FSF als frei eingestuft und aktiv unterstuetzt werden [16][http://www.gnu.org/links/links.html#FreeGNULinuxDistributions]. Fuer das Betriebssystem stellt das GNU-Projekt eine modifizierte Version des Firefox-Browsers, genannt Icecat [6][http://www.gnu.org/software/gnuzilla/], zur Verfuegung, die sehr einfach ueber die Paketverwaltung installiert werden kann. Icecat bietet die Installation ausschliesslich freier Plugins an und wurde im Vergleich zu Firefox um einige Sicherheitsfunktionen erweitert.
Insgesamt ist gNewSense eine Distribution, die weitgehend den Komfort von Ubuntu bietet, und zugleich die Freiheit des Benutzers als oberstes Ziel hat. Dank des Live-Modus kann gNewSense ohne Risiko getestet werden.

[1] [http://www.ubuntu.com]
[2] [http://www.fsf.org]
[3][http://www.gnu.org/philosophy/free-system-distribution-guidelines.html]
[4][http://www.broadcom.com/support/ethernet_nic/driver-sla.php?driver=570x-Linux]
[5][https://bugs.launchpad.net/~gnewsense]
[6][http://www.gnu.org/software/gnuzilla/]
[7][http://bugs.debian.org/cgi-bin/bugreport.cgi?bug=211765]
[8][http://www.debian.org/vote/2004/vote_002]
[9][http://www.debian.org/vote/2006/vote_007]
[10][https://bugs.launchpad.net/debian/+bug/6765/comments/8]
[11][http://www.fsf.org/news/thank-you-sgi]
[12] [http://www.gnewsense.org]
[13][http://www.gnewsense.org/Mirrors/Mirrors]
[14][http://wiki.gnewsense.org/Screenshots/Screenshots]
[15][http://wiki.gnewsense.org/]
[16][http://www.gnu.org/links/links.html#FreeGNULinuxDistributions]

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